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Wenn eine Jurysitzung unter diesem Hamburger Himmel beginnt, sind ...
... die Regenschirme obligat und dem ...
.. Arbeiten der Jury steht nichts im Weg
Schauen, schauen, grübeln: Thomas Struth und Luminita Sabau ...
... und zu Lachen gibts auch jede Menge: Mario Lombardo
Geschmust wird aber nur in der Pause: Josefine Raab und Ingo Taubhorn ...
... und wieder bei der Arbeit mit Luminita Sabau und Ludger Derenthal
Der Fotograf Thomas Struth im Spiegel und Bild des Klicki-Fotografen ...
... und mit Ludger Derenthal bei der Arbeit, die dann, oft ...
... viel mit den Details zu tun hat
Vier der sechs Jurymitglieder: Ingo Taubhorn, Josefine Raab, Thomas Struth und Luminita Sabau
Fünf der sechs Jurymitglieder: Mario Lombardo, Ingo Taubhorn, Josefine Raab, Luminita Sabau und Ludger Derenthal während ...
... der sonnige Abend sich über Hamburgs Dächer neigt
Der "gute aussichten 2012/2013" Katalog ab 21.11.2012 im Handel
Auftakt-Ausstellung am Freitag, 23.11.12 im Museum Mart, Herford

Neustadt/Weinstrasse, Freitag, den 26. Oktober 2012

"Im neunten Jahr von "gute aussichten" wählten sechs Juroren sieben Preisträger und ihre wunderbaren, vielfältigen Arbeiten aus 108 Einreichungen aus

"gute aussichten - junge deutsche fotografie 2012/2013" - die sieben Preisträger/innen und ein ersten Blick auf ihre wunderbaren, vielfältigen Arbeiten // Auftakt-Ausstellung am Freitag, 23. November 2012 um 19.30 Uhr im Museum Marta, Herford

 

English summary (PDF) at the end of this page - please scroll down for the download - thank you.

 

Exakt 108 Einreichungen aus 40 Hochschulen, Akademien, Universitäten und anderen Institutionen erreichten uns für den Wettbewerb "gute aussichten - junge deutsche fotografie 2012/2013" - so viele, wie nie zuvor.  Im neunten Jahr des privaten Nachwuchsförderungs-Projektes haben wir uns über so viel Resonanz und Beteiligung sehr gefreut.

 

An der Jurysitzung für "gute aussichten 2012/2013" in Hamburg nahmen in diesem Jahr teil, ladies first: Unsere langjährige Mitstreiterin, die ehemalige Leiterin der Kunstsammlung der DZ Bank, Luminita Sabau (Frankfurt/M.), Josefine Raab (Neustadt/Weinstrasse), Kunstwissenschaftlerin und Gründerin von "gute aussichten", Dr. Ludger Derenthal, Leiter des Museums für Fotografie (Berlin), Mario Lombardo, Art Director, Bureau Lombardo (Berlin), unser Mitstreiter der ersten Stunde, der international renommierte Fotograf und Künstler Thomas Struth (Berlin/Düsseldorf) sowie unser Mitstreiter der zweiten Stunde Ingo Taubhorn, Kurator am Haus der Photographie, Deichtorhallen (Hamburg).

 

Am Ende des langen Sichtungstages, der im Regen begann und in der Abendsonne endete, wurden sieben Arbeiten von sieben Preisträger/innen mehrheitlich ausgewählt. Wir bedanken uns an dieser Stelle - wie immer - sehr herzlich bei allen beteiligten Hochschulen, Einreichern und Professoren sowie den Jurymitgliedern für ihre Teilnahme, ihr Engagement und ihre mehr als tatkräftige Unterstützung.

 

Die sieben Preisträger/innen von "gute aussichten 2012/2013" und ihre Arbeiten, wie immer, nach ABC geordnet:

 

Henning Bode // Die Kinder des King Cotton // Fachhochschule Hannover

King Cotton steht als Synonym für die vom Baumwollanbau geprägten Südstaaten Amerikas vor dem Bürgerkrieg (1861-1865). Viele der knapp drei Millionen Einwohner des Bundesstaates Mississippi leben heute  auf der untersten Stufe der sozialen Leiter im Hinblick auf Bildung, Einkommen oder Gesundheitsversorgung. Henning Bode hat das nach wie vor ländlich geprägte Delta des Mississippi mehrere Wochen bereist, um den Menschen dort zu begegnen und etwas über ihr Leben, ihre Kultur und ihr Wesen zu erfahren. Das Kondensat seiner eindringlichen Aufnahmen ist ein Mix aus Stolz und Humor, aus Rhythmus und Lebensfreude, aus Armut und Perspektivlosigkeit, aus Überlebenswillen und Gastfreundschaft umhaucht von den Melodien des Delta Blues.

 

 

Susann Dietrich // Das Singen der Perlmutt-Zirpe // Hochschule für Bildende Künste Braunschweig

Sammeln, aufbewahren, erinnern, transformieren, präsentieren sind die theoretischen Eckpfeiler in Susann Dietrichs künstlerischem Wirken. Rasch entsteht der Eindruck eines nicht abreissenden Stroms, der über Jahre hinweg Materialien unterschiedlichster Form und Provenienz aufnimmt und mit sich trägt, um sie irgendwann in umgebildeter Form wieder zutage treten zu lassen. Was Susann Dietrich findet, durchwandert mit ihr und durch sie einen Verwandlungsprozess, bei dem Begriffe wie "Auflösung des Motivs, Verdichtung von Strukturen, lichte Farbigkeit, Transparenz, Bewegung, Verschiebung, Wiederholung und Überlagerung" (zit. nach: Susann Dietrich) eine wichtige Rolle spielen. Dabei entstehen Fotografien, Objekte, Zeichnungen oder Radierungen, in denen die Fundstücke in verdichteter, verwandelter Form ein neues, von einer sehr eigenen Poesie durchdrungenes Leben beginnen.

 

 

Saskia Groneberg // Büropflanze // Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart

Ob gepflegt und gehegt oder struppig und sich selbst überlassen, in jedem Fall ist die Büropflanze der anarchistische Gegenpol zu einer Arbeitswelt, die uns ihren eigenen Rhythmus und ihre eigenen Regeln aufzwingt. Kein Chef der Welt wird es wohl wagen, gegen die „persönliche“ Grün-Ausstattung von Räumen und Tischen seiner Angestellten vorzugehen, denn dieses wäre ein Sakrileg. Manifestiert sich in der Büropflanze doch gleich Zweierlei: erstens offenbart sich in ihr etwas über das Wesen dessen, der sich um sie kümmert und ist zweitens neben der Kaffeetasse und vielleicht dem Bild von Kind und Gatte die einzige individuelle Bastion in einer funktional gestalteten Umgebung. Die Topfpflanze als Inkarnation der Freiheit. Als Synonym jener Welt, die mit dem Betreten des Büros gleichermassen mit der Garderobe bis zum Abend an den Ständer gehängt wird.

 

 

Svetlana Mychkine // Zuckerblau // Fachhochschule Dortmund

Waisenhäuser sind vermutlich nirgendwo auf der Welt besonders freundliche Orte. Aufbewahrungsstätten dieser Art verströmen zumeist einen traurigen Mix aus Funktionalität, zwanghafter Ordnung, (notwendiger) Disziplin und einem täglichen Regelwerk, das an der Schnittstelle zwischen staatlicher Einrichtung und Fürsorgepflicht sowie den Bedürfnissen des Individuums entlang errichtet wird. Swetlana Mychkine hat verschiedene Waisenhäuser in Russland aufgesucht. Ihre Serie "Zuckerblau" gewährt Einblicke in eine Lebenswelt, die nach wie vor vom Geist des ehemaligen real existierenden Sozialismus der UdSSR durchdrungen ist. In der Gestaltung des Lebensraumes schlug sich die sozialistisch-kommunistische Weltanschauung in einer strikt funktional ausgerichteten, schnörkellosen Architektur nieder. So blicken wir in Schlaf- oder Speisesäle, in denen die Ausstattung nicht die geringste persönliche Spur aufweist. Studien zufolge leiden Waisenkinder, die in einem kollektivistisch geprägten Umfeld aufwachsen, besonders unter Einsamkeit und Isolation. Der Blick in die Gesichter der Kinder spricht Bände...

 

 

Nicolai Rapp // Dead White Men's Clothes // Fachhochschule Bielefeld

Sechs prall gefüllte Ballen auf weissem Grund: Nicolai Rapps Bildstrategie erinnert auf den ersten Blick an eine zeitgenössische Liaison zwischen minimalistischer Skulptur und konzeptueller Fotografie. Ausgangspunkt der Serie ist das "Verhüllen", so die Worte des Fotografen. Das Verhüllte erregt stets unsere (voyeuristische) Neugier, gibt es doch seinen Kern nicht willenlos preis. Während wir das Sichtbare zu (er)kennen glauben und unser Blick oft achtlos darüber hinweg gleitet, bleibt er unwillkürlich an jenem hängen, das sich der Wahrnehmung in einem anderen Gewand als dem Offensichtlichen präsentiert. So vermögen wir in den zusammengeschnürten Ballen auf den zweiten oder dritten Blick Bekanntes zu identifizieren, der Kontext jedoch bleibt im Ungewissen. Als entfernte Lesehilfe mag das grosse Banner dienen, das ein mit textilen Bahnen abgehängtes Gebäude zeigt – die könnten eine mögliche Zweit- oder Drittverwertung jener Textilien sein, die in Ballen gepresst von Europa aus den Weg nach Afrika finden.

 

 

Fabian Rook // Desktop Evidence // Muthesius Kunsthochschule Kiel

Fabian Rook zeigt drei unterschiedliche Bildserien – seine "Reise" führte ihn nach Mexiko und Japan und endet in einer dritten, fiktiven Dokumentation in den Krisengebieten des Nahen Ostens. Erst bei näherer Betrachtung wird deutlich, dass es sich nicht um Abbildungen handelt, die der Kamera des Fotografen während einer wirklichen Reise entsprungen sind. Fabian Rook hat vielmehr die Bildwelt von Google Streetview unter die Lupe genommen und von den Orten seiner Wahl Screenshots angefertigt. Durch entsprechende Bearbeitung und Zusammenstellung lässt er eine Ästhetik entstehen, die an spezifische  Bildstrategien von amerikanischen Fotografen wie Joel Sternfed und Stephen Shore anknüpft. Indem er dabei auf die automatisiert hergestellten Landschaftsaufnahmen von Google Streetview zurückgreift, also selbst weder als Bildautor noch als unmittelbarer Augenzeuge in Erscheinung tritt, thematisiert Rook die Bedeutung von Autor- und Zeugenschaft fotografischer Bilder.

 


Jakob Weber// In Gegenwart // HAWK Hildesheim

Wo waren Sie gerade als in New York die Türme des Worldtrade Centers zusammenbrachen? Auf diesen, zunächst einfach erscheinenden Nenner liesse sich die Werkreihe "In Gegenwart" von Jakob Weber herunterbrechen. Was die Angelegenheit deutlich komplizierter macht, ist die Frage nach der Wahrnehmung und der mehrfachen Überlagerung verschiedener Realitätsebenen. Während einerseits das individuelle Erleben in erster Line geprägt ist, durch das, was wir unmittelbar am eigenen Leib erfahren, werden wir andererseits umspült von Nachrichten jeder Art, die auf diversen medialen Kanälen unablässig in unser tägliches Leben sickern. Welche Nachricht hat welche Bedeutung für welches Individuum in welchem Kontext und welche mittelbare oder unmittelbare Auswirkung bedeutet dies auf mein persönliches Leben – so lautet die wesentlich komplexere Fragestellung, die hinter Jakob Webers Arbeit aufscheint.

Summa summarum präsentiert "gute aussichten – junge deutsche fotografie 2012/2013" 176 Motive, 3 Bücher, 4 Objekte, 1 Zeichung, 1 Tisch, 1 Herbarium, 1 PVC-Banner, 1 Teppich.

 

Josefine Raab, die Initiatorin von "gute aussichten", zu der diesjährigen Auswahl: "In den diesjährigen Einreichungen traten zwei Phänomene besonders zu Tage: Es gab vermehrt Arbeiten zu Methodik und Präsentationsformen von Archiven und auffallend viele der jungen Fotografen entwickelten installative Formen der Präsentation ihrer Werke. Unter den sieben "gute aussichten 2012/2013" - Preisträgern sind es Susann Dietrich und Saskia Groneberg, die, auf je unterschiedliche Weise, diese beiden Aspekte in ihren Arbeiten vereinen. Während sich Dietrich kontinuierlich der Umdeutung und Umformung ihrer persönlichen Sammlung widmet, entwickelt Groneberg einen eigenen methodischen Ansatz zur Erstellung und Präsentation eines Archivs.

 

Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Auseinandersetzung mit einer "globalisierten", stetig komplexer werdenden sozialen wie kulturellen Wirklichkeit. Die klassischen Gebrauchsweisen von Dokumentar- und Reportagefotografie vermischen sich hierbei mit journalistischen und narrativen Elementen wie in den Arbeiten von Henning Bode und Svetlana Mychkine. Jakob Weber stellt mittels der Kombination eigener Bildentwürfe mit öffentlich verfügbarem Bildmaterial Fragen nach Bedeutung und Wirkungsweisen von Nachrichten, während Fabian Rook, dessen Serien ausschliesslich aus Versatzstücken von Google Streetview entstehen, Fragen nach der Evidenz und der Beherrschungsmacht von Bildern aufwirft. Ein "cross-over" verschiedener ästhetischer Ansätze findet sich schliesslich in der Serie von Nicolai Rapp: hier verschmelzen Anklänge einer reinen Sachfotografie mit der Konstruktion eines eigenen Bildraumes und dem vorhandenen, "realen" Raum."

 

Wie immer gibt es bei "gute aussichten" kein Siegertreppchen, kein Preisgeld, keine Rangliste, sondern einfach "nur Gewinner(innen)". Dafür bietet "gute aussichten 2012/2013", nun im neunten Jahr und laut SPIEGEL "Deutschlands renommiertester Wettbewerb für junge Fotografen", eine einzigartige, inhaltlich wie stilistisch breit gefächerte Zusammenschau dessen, was in den letzten 12 Monaten an junger Fotografie in Deutschland entstanden ist. Die einzelnen Bildserien zeichnen sich durch sehr unterschiedliche ästhetische, formale und konzeptionelle Ansätze aus und gewähren einen Einblick in die Themenvielfalt aktueller Fotografie.

 

Weitere Informationen über die Preisträger/innen und ihre Werke finden Sie in unserem feinen Katalog und asap auf der Website unter ARBEITEN ----> Top sieben.

 

Der Katalog

Zu "gute aussichten - junge deutsche fotografie 2012/2013 / new german photography 2012/2013" ist der gleichnamige Katalog (Deutsch/Englisch), herausgegeben von Stefan Becht & Josefine Raab, im Verlag richter I fey, Düsseldorf, erschienen, der in jeder Buchhandlung und in allen Web-Stores oder direkt hier info(at)guteaussichten.org erhältlich ist: 210 Seiten, Grösse 14,8 cm x 21 cm, durchgehend vierfarbig, ca. 300 Abbildungen, Verlag richter I fey, 19,99 Euro, ISBN 978-3-941263-51-2.

 

Die Ausstellungen & Termine

Die Deutschland-Premiere und Auftakt-Ausstellung von "gute aussichten - junge deutsche fotografie 2012/2013" findet am Freitag, den 23. November 2012, im Museum Marta, Herford, ab 19.30 Uhr statt (bis 20. Januar 2013). Die Einladungskarte und den Flyer zur Ausstellung finden Sie am Ende dieser Seite als PDF - einfach runterladen, ausdrucken, vorbeikommen - wir freuen uns!

 

Danach wandert "gute aussichten 2012/2013" in das Haus der Photographie, Dichtorhallen, Hamburg, in das Goethe Institut Washington DC, in die vhs photogalerie nach Stuttgart, sowie in die Goethe Institute Boston und Chicago. Alle Termine, Ausstellungen & Aktionen stehen hier.

 

Terminänderungen und aktuelle Up-Dates finden Sie auf unserer Website unter AUSSTELLUNGEN und NOTIZEN.

 

Eine Auswahl druckfähiger Fotografien der aktuellen Arbeiten und der diesjährigen Jury-Mitglieder steht Ihnen im PRESSEKIT zur Verfügung.