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Kryptowährung, Kryptokunst? Das Werk des gute aussichten Preisträgers Konstantin Weber in der digitalen Gegenwart

Samstag, Mai 15th, 2021


Die Autorin Marina Sammeck (M.A.) beleuchtet in ihrem Beitrag den Hintergrund und das Umfeld von Kunst in der digitalen Gegenwart und rückt damit squares, die Arbeit des gute aussichten 2020/2021 Preisträgers Konstantin Weber ins Schlaglicht

Bis vor kurzem galten die Kunst und das Digitale noch als getrennte Bereiche. Durch die Integration des Kunstmarktes in die boomenden Technologien der auf der Blockchain basierenden Kryptowährungen erscheint der arbiträre Charakter von Werken im digitalen Raum – schließlich ließen sich Bilddateien bisher endlos reproduzieren – auf einmal als Schnee von gestern.

Das Zauberwort des digitalen Kunsthandels lautet: NFT, Non Fungible Tokens, in deren Form digitale Kunstwerke verkauft werden. Durch die Verkettung des jeweiligen NFT-Werks mit der Blockchain, die wie eine Datenbank funktioniert und die Transaktion des Erwerbs eines solchen Gutes speichert, wird die Echtheit und Einzigartigkeit eines digitalen Kunstwerkes garantiert. Diese Möglichkeit, Bilddateien mit einer eindeutigen Eigentümerschaft zu verknüpfen, revolutioniert zurzeit die Regeln, mit denen Kunst digital produziert und verkauft wird. Sie führt zu neuen Rekorden auf dem Kunstmarkt, wie jüngst die Versteigerung einer aus tausenden einzelner Werke bestehende Bilddatei des Künstlers beeple bei Chrisitie’s für 60,25 Millionen Dollar – ein sogenanntes Kryptokunstwerk bezahlt in Kryptowährung.

Doch verstehen wir eigentlich die Tragweite dessen, was hier passiert? Einer, der sich im Medium der Fotografie intensiv mit den ästhetischen wie technischen Konsequenzen dessen beschäftigt, was es bedeutet, wenn man Bilder wie Daten versteht und wie sich vor dem Hintergrund der neuen Matrix an digitalen Gestaltungsmöglichkeiten der Wert und die Authentizität des Einzelwerkes feststellen lassen, ist der Fotograf und gute aussichten Preisträger Konstantin Weber. Sein ausgezeichnetes Werk squares – eine Gruppe medialer Arbeiten, die Weber als Teilergebnisse eines fortlaufenden medienübergreifenden Forschungsprozesses versteht – basiert auf von einschlägigen Netzplattformen angeeigneten Bilderkennungs-Logarithmen und selbstprogrammierten Applikationen, die der Künstler in Zusammenarbeit mit dem Informatiker Julian Geißler auf die Erkennung bestimmter Bildmuster in seinen Fotografien umprogrammiert. Auf der Grundlage eines anhand von tausenden Landschaftsbildern gefütterten Logarithmus, dem Konstantin Weber antrainiert hat, Bilder zu generieren, die seinen Fotografien von Landschaften ähnlich sind, lassen sich nun auf der Website des Künstlers per QR-Code beliebig weitere solcher Bilder produzieren.


Konstantin Webers QR-Code: Einfach mit dem Mobile abscannen und schauen, was passiert…

Diese Destabilisierung von Urheberschaft und Authentizität eines Bildes durch die Abgabe des Schaffensprozesses an ein KI-Programm (KI – Künstliche Intelligenz) ist auch Grundlage der Werksanordnung ,,1 x 1 px“ und ,,16384 x 166384 px“. Konstatin Weber hat hier einen mit dem bloßen Auge nicht wahrnehmbaren, in einem Plastiktütchen repräsentierten, schwarzen Bildpixel als kleinste digitale Bildeinheit aus einer seiner Fotografien einer KI für nachträgliche Bildschärfung übergeben. Diese errechnete daraus in einem komplexen Prozess der Verdopplung und Korrektur ein großflächiges schwarz-grau meliertes Bild der vielfachen Pixelgröße. Bei Sotheby’s wurde vor kurzem ein digitales Bild eines eben solchen einzelnen Pixels ,,The Pixel“ des Digitalkünstlers Pak als NFT aus einer Serie von insgesamt 23.598 digitalen Animationen eines weißen beweglichen Würfels in 360-Grad Ansicht vor schwarzem Hintergrund für 1,4 Millionen Dollar versteigert. Die 3080 Käufer erwarben die Würfel-Animationen in Kryptowährung auf der Plattform Nifty Gateway, einem Marktplatz für Kryptokunst.

Der rekordhafte Wertzuwachs digitaler und über NFTs zertifizierter Kunstwerke stellt eigentlich nur so etwas wie einen Nebeneffekt des rasanten Aufstieges der Kryptowährungen und der damit einhergehenden revolutionären Dezentralisierung von Währungen und Werten dar. Dies macht es zusätzlich schwer, den durch die Versteigerung von Werken digitaler Künstler wie beeple und Pak nur angekündigten Wandel in seiner Ganzheit zu begreifen. Konstantin Webers medialer Kunstkomplex, der sich stetig von selektierter Bildmaterie aus über nach seinen Vorstellungen dirigierte Algorithmen erweitert, funktioniert im Grunde genommen ganz ähnlich wie die ebenfalls im digitalen Raum entstandene und gehandelte Serie nun millionenschwerer Werke von Pak. Sein ausgezeichnetes Werk squares, welches sich im Titel zufälligerweise formal präzise mit den jüngst bei Sotheby’s zum Rekordwert versteigerten Kryptokunstwerken überschneidet, bietet somit innerhalb all dieser Umwälzungen eine Atempause, sowohl über die kreative als auch technologisch-mediale Seite dessen zu reflektieren, was hier im Bereich der digitalen Kunst gerade in Millisekunden schnellen Transaktionen passiert. Denn die von Konstatin Weber aufgeworfene Frage nach der Authentizität und künstlerischen Urheberschaft der durch programm- und KI gestützte Verfahren generierten Kunst wird diese neue Richtung noch lange begleiten und auf lange Sicht vielleicht über ihren Erfolg entscheiden.

Marina Sammeck

„Gehen Sie hin, schauen Sie nach. Es lohnt sich.“: „gute aussichten 2014/2015“ bis Sonntag 8. März 2015 in Hamburg & in den Medien

Samstag, Januar 31st, 2015

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Noch bis Sonntag 8. März 2015 ist die Ausstellung „gute aussichten 2014/2015“ im Haus der Photographie, Deichtorhallen Hamburg zu Gast. Wir danken dem gesamten, engagierten Team der Deichtorhallen für die – wie immer – professionelle und wunderbar gute Zusammenarbeit: Merci, bien!
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Wir hatten, so dürfen wir das sagen, in Hamburg am 22. Januar 2015  eine mehr als „füllige“ Eröffnung und wieder einmal dürfen wir uns bei den begeisterten Hanseaten für ihre Offenheit und Freude an der jungen Fotografie – auch im Namen der 8 Preisträger – herzlich bedanken.
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Die 8 „gute aussichten 2014/2015“-Preisträger/innen auf einem (!wauh!, das hat wirklich geklappt!) Bild, v.l.n.r.: Stefanie Schroeder, Katharina Fricke, Kolja Warnecke, Karolin Back, Eduard Zent, Jannis Schulze, Marvin Hüttermann und Andrea Grützner, die bei der Eröffnung …
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… selbstverständlich in der ersten Reihe sassen. Und dank des Preisträgers Eduard Zent gibt es in diesem Jahr auch mal ein richtig „anständiges“ Foto von Josefine Raab, der Gründerin von „gute aussichten“, während sie den Vernissagegästen die Arbeiten der Preisträger/innen vorstellte.
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Eine kleine, aktuelle Presseschau zu „gute aussichten 2014/2015“: Hamburger Abendblatt, DARE, stern.de, ART Magazin, Saarbrücker Zeitung, Zeit Online, Weser-Kurier, Heute in Hamburg, GEO, kunstmarkt, RTL Nord (Video), TAZ, NDR (Web), ZEIT Hamburg (PDF), ICON (Italiensch), plan p, Camera Magazin, Kieler Nachrichten (PDF), gallery talk, Szene Hamburg, Art Amada, plot, Süddeutsche Zeitung (PDF), nochmals ZEIT Online, … und hier geht es zum Videotagebuch der Ausstellung in Hamburg.

Die Einladungskarte für Hamburg steht hier. Wenn Sie mögen, folgen Sie der freundlichen Empfehlung von Anna von Münchhausen in der ZEIT (29.1.2015): „Gehen Sie hin, schauen Sie nach. Es lohnt sich.“ Denn, wie der Kollege Till Briegleb am 5.2.2015 in der Süddeutschen Zeitung unter der Headline „Schnappschützen“ schreibt: „Und einige (Arbeiten), die jetzt in den Hamburger Deichtorhallen ausgestellt sind, können als prägnante Zugriffe verstanden werden, inhaltlich wie ästhetisch.“

Die nächste „gute aussuchten 2014/2015“ Ausstellung  eröffnet am Donnerstag 5. März 2015 in Washington DC, USA. In Deutschland gehts am 26. März 2015 in Koblenz auf der Festung Ehrenbreitstein weiter.

Die Austellungsansichten von Hamburg finden Sie hier.