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Mona Mönnig zeigt uns hier, ganz ohne Frage, Rassetiere, jedoch ...
... von züchtender Menschenhand erschaffen: "man-made wonders"
Wem diese Stadt vertraut vorkommt, den wird Bianca Gutberlets Arbeit "Tausendschön" überraschen, ...
... denn dort wachsen nicht nur das Eis und die Pferde in den Himmel, ...
... sondern es gehen dort noch ganz andere Dinge in die Luft ...
... oder fahren, wie dieses Karussell, im Kreis herum
"Rolling Black Out" betitelt Claudia Christoffel ihre in Kirigistan ...
... im Jahr 2008 entstandene Arbeit, alles Unikate
Den Moment zu erwischen, in dem das Gesicht, das Wesen der Menschen offenbart, dem hat sich ...
... Monika Czosnowska auch in ihrer neuen Arbeit, den "Eleven" verschrieben
Die Kehrseite der Medallie und der französischen Hauptsatdt in ...
... Bianca Gutberlets umfangreichem Projekt "Tausendschön"
Vanessa Jacks "Unfallaufnahme", in feinster Handarbeit entstanden und ...
... ebenso verblüffend irritierend wie ihr "Reroofing"
Eine Fremde in der Fremde oder wie ...
... Delia Keller es nennt: "Wie es ist, wenn es aufhört"
Komplexe auf scheinbar Einfaches reduziert: Tamara Lorenz "Axiome"
Der selbst gefertige Giessharzrahmen gehört ebenso zum Konzept wie ...
... die Vitrinen bei Mona Mönnigs "man-made wonders"
Einer von Kathi Schröder's fein "gewobenen" Orten

gute aussichten - junge deutsche fotografie_damenwahl! zum Dritten

"gute aussichten_damenwahl!" noch bis Sonntag, 29. Mai 2011 im Haus der Fotografie in Burghausen. In unserer ersten Themenausstellung zeigen diesmal 8 "gute aussichten" - Preisträgerinnnen der ersten sechs Jahre ihre neuen Arbeiten.

 

Ladies first & only: Nach den beiden sehr erfolgreichen gute aussichten_damenwahlen! in Freising (2009, Schafhof-Europäisches Künstlerhaus) und Dortmund (2010, Künstlerhaus), freuen wir uns, dass unsere erste Themenausstellung, nun mit 8 Künstlerinnen der ersten 6 "gute aussichten" Jahre, ab Sonntag, 20. März 2011, in Burghausen im Haus der Fotografie, Eröffnung um 17 Uhr, zu Gast sein wird. Und für alle, die den Jazz lieben: Vom 22. - 27. März 2011 findet in Burghausen die schon legendäre 42. Internationale Jazzwoche statt mit Grössen wie Chick Corea und Gary Burton.

 

Die Initiatorin von "gute aussichten", Josefine Raab zur "damenwahl!": "Mit den Arbeiten von Claudia Christoffel, Monika Czosnowska, Bianca Gutberlet, Vanessa Jack, Delia Keller, Tamara Lorenz, Mona Mönnig und Kathi Schröder sind sehr divergierende Positionen vertreten, die unter keine thematische Überschrift gestellt worden sind.

Mit der nach Freising (2009) und Dortmund (2010) dritten "damenwahl!" in Burghausen richten wir vielmehr und erneut unseren Blick auf die künstlerische Weiterentwicklung der jeweils ausgewählten Fotografinnen. Damit fokussieren wir neben unserem jährlichen Wettbewerb "gute aussichten – junge deutsche fotografie" ein weiteres und wachsendes Anliegen, in verschiedenen Ausstellungskonstellationen den Werdegang der Preisträger zu verfolgen. Wir tragen damit der erfreulichen Tatsache Rechnung, dass ein Großteil unserer Gewinner/innen den Weg in den Kunst- und Ausstellungsbetrieb kontinuierlich verfolgt.

Auszeichnungen und Preise im Bereich Fotografie werden in wachsender Zahl ausgeschrieben und vergeben: gute aussichten unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von diesen. Nach wie vor gibt es keinerlei Einreichungsgebühren sowie kein singuläres Preisgeld mit einer (oft einmaligen) Präsentation, sondern ein Begleiten immer dort, wo es möglich und erwünscht ist. In verstärktem Masse wurden und werden Preisträger(innen) unseres Wettbewerbs zu Ausstellungen im In- und Ausland als Vertreter(innen) junger deutscher Fotografie eingeladen,
und damit unser Anliegen befördert, mit jedem Jahrgang einen repräsentativen Querschnitt dessen, was an unterschiedlichen Stilen, Bildsprachen und Themen virulent ist, einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Trotz des weit gespannten visuellen wie thematischen Spektrums der mittlerweile knapp 70 Preisträger/innen können und wollen wir natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Dennoch gewährt "gute aussichten" in seinen jährlichen Ausstellungen einen breit gefächerten Einblick in das zeitgenössische Arbeiten mit dem Medium Fotografie.

In zweiter Linie wirft "gute aussichten_damenwahl!" dezidiert ein Licht auf Themen und Arbeitsweisen von jungen Künstlerinnen. Die Frage, ob und inwiefern es spezifisch weibliche Äußerungsformen in der Kunst gibt, wurde und wird – je nach Zeitgeist unterschiedlich – immer wieder zur Diskussion gestellt. 2008 war eine Reihe von Ausstellungen feministischen Ansätzen in der Kunst gewidmet, ohne jedoch wirklich überraschende und/oder radikale Positionen ausmachen zu können. Mit der "damenwahl!" stellen wir bewusst im Hintergrund die Frage in den Raum, ob und was überhaupt im Schaffen einer jungen Künstlergeneration unter femininen oder maskulinen Positionen subsumiert werden könnte. Spätestens im Zusammenspiel mit der geplanten "gute aussichten: herrenrunde", die als nächster thematischer Schwerpunkt geplant ist, wird man ästhetische Konzepte wie inhaltliche Auseinandersetzungen daraufhin überprüfen können.

Bis es soweit ist, kann man in der noch bis 19. März 2011 laufenden Ausstellung "gute aussichten_hotspots" (Hamburg, Galerie Robert Morat) mit aktuellen Arbeiten von Markus Uhr zumindest einen der "gute aussichten"-Herren begutachten."


Am Ende dieser Seite bieten wir das aktuelle "damenwahl!" Leporello an, mit einer kleinen Übersicht  über die Teilnehmerinnen und ihre neuen Arbeiten (PDF). Eine Auswahl von druckfähigen damenwahl! Fotografien finden Sie im PRESSEKIT unter BILDER.

Die 8 jungen Damen der dritten "damenwahl!" und ihre Werke im Detail, wie immer geordnet nach ABC:

Claudia Christoffel // Rolling Black Out, 2008 // 8 s/w-Fotografien auf Alu-Dibond gedruckt mit schwarzem Gaffaband überklebt // unterschiedliche Formate

Claudia Christoffel, Gewinnerin des Wettbewerbs 2005/2006, zur Entstehung ihrer Arbeit: "Die junge Kirgisin reicht mir ihr Kissen und ihre Decke, um zu beten bevor das Flugzeug startet. Ich hoffe sie schließt mich in ihr Gebet mit ein. Denn auch ich habe Flugangst. Ich weiß nicht ob es die schwarze Nacht ist, die ich aus dem Fenster sehe oder das schwarz vor meinen Augen, weil mir schwindlig ist beim Start. Ich fliege in eine Hauptstadt die niemand kennt, in ein Land zu dem den meisten nichts einfällt, weil noch niemand dort ein Stipendium hatte. Um 3.25 Uhr morgens bin ich endlich da: In Bischkek. Ich betrete die tiefschwarze Hitze und hülle mich in den Staub, der sich die nächsten Wochen wie ein leichter Mantel über meine Sommerkleider legt.

Das Zentrum Bischkeks wird noch immer von den sowjetischen Monumentalbauten beherrscht. Stalins geliebter roter Granit ist hier und dort heraus gebrochen worden. Auf der Uhr an der Post ist es immer 20 Minuten vor drei. Und doch hat Lenin Bischkek nie verlassen. Lediglich umziehen musste er. Seinen Ehrenplatz vor dem Nationalmuseum bekam das Unabhängigkeitsdenkmal der Republik Kirgistan. Doch weit musste er nicht gehen. Er wartet hinter dem Museum. Die meisten Brunnen führen kein Wasser mehr. Eine Ausnahme ist der Springbrunnen beim Nationalmuseum. Mittags wird er für eine Stunde angestellt. Es fehlt an Strom. Denn die Regierung verkauft den Strom an Kasachstan. Die Kirgisen müssen verzichten: sechs Stunden täglich. Alles ist gut organisiert. Stromausfall nach Rollsystem. Rolling blackout. Das gilt nicht für die Wohlhabenden und die Ausländer. Sie beziehen ihren Strom über zwei verschiedene Netze. Zum einen über ihren Stadtteil und desweiteren über irgendeinen anderen Stadtteil. So umgehen sie die schwarzen Stunden. Sicherheit gibt es trotzdem keine. Plötzlich werden wieder Leitungen gekappt für die man Schmiergeld gezahlt hat. Beschweren kann man sich nirgends. Im Winter werden Menschen in ihren Wohnungen erfrieren, während der sechs entscheidenden Stunden. Im Sommer ist es nur lästig. Zumindest für mich, wenn ich die Zeit vergessen habe und die Pasta stundenlang halbgar auf dem Herd stehen bleibt oder ich das Ende eines Filmes mal wieder nicht sehen kann, weil der rolling blackout mich erwischt hat.

Die letzte Revolution ist drei Jahre her. Im Frühling stürzte Präsident Akajev. Mit der Tulpen Revolution sollte die Korruption in Kirgistan ein Ende haben. Heute bezahlt der Kirgise den Lehrer, damit die Kinder gute Noten haben. Heute bezahlt  der Kirgise die Polizei, damit es keine Probleme gibt und manchmal auch das Militär. Heute hat der Kirgise keinen Strom. Heute friert der Kirgise. Auf der Straße spricht man offen von der nächsten Revolution.

„...nein, nicht über Georgien - du fliegst nicht über Kriegsgebiet“ beruhigt mich mein Freund, als das Licht ausgeht. Ich halte mich am Telefon fest bis die Leitung tot ist. Der Koffer ist noch nicht gepackt. Die Kerze abgebrannt. Die Dunkelheit kommt heute ohne Vorankündigung. Der rolling blackout hat sich verselbständigt. Er hält sich nicht mehr an den Plan. Ich sitze 45 Minuten im Schwarz und denke an Kirgistan: an die weiten Hochplateaus, den Enzian in den Bergen, die Schnee bedeckten Gipfel und die Gastfreundschaft, die einer Fürstin gerecht werden würde. Im Dunkeln taste ich nach meinen Sachen. Habe ich etwas gefunden, lege ich es irgendwo in den Koffer. Kurz nach Mitternacht kommt Vladimir mit einer Taschenlampe, um mich zum Flughafen zu bringen. „Wir brauchen keine Revolution, wir brauchen eine Vision.“ , sagt er mir
zum  Abschied."

 

Monika Czosnowska // Eleven, 2008 // 10 C-Prints, gerahmt // 52 x 43 cm // 5 C-Prints, gerahmt // 40 x 34 cm

Monika Czosnowska, Gewinnerin des Jahrgangs 2004/2005, über ihre Arbeit "Eleven": Wenn die Pose sich verliert, wenn die fotografierte Person für einen Moment das Bewusstsein für sich und die herrschende Situation vergisst, und das Unwillkürliche in ihrer Gestik und ihrer Mimik – in ihrer ganzen Körperlichkeit – Platz findet, entsteht in dieser Selbstvergessenheit ein Augenblick der höchsten Anmut und Schönheit ... und das so entstandene Bild trägt das Geheimnisvolle des nicht Sichtbaren und doch Präsenten in sich. Die dargestellten Personen erscheinen so als Sinnbilder, sie werden zu Referenten einer hinter dem Bild liegenden Wirklichkeit. Der Betrachter lässt sich ein, weil die Persönlichkeit der abgebildeten Person vor der Möglichkeit des Idealen in den Hintergrund tritt und den Betrachter damit selbst zum Gegenstand der Betrachtung macht. Seiner Projektion überlassen trifft er auf den eigenen Blick.


Bianca Gutberlet // Tausendschön, 2005-2008 // 31 C-Prints, gerahmt // zwischen 20 x 16 cm bis zu 80 x 57 cm // sowie Texte

Bianca Gutberlet, Gewinnerin des Jahrgangs 2004/2005, zeigt in ihrer umfangreichen Serie "Tausendschön" die Schattenseiten des Lebens in einer europäischen Großstadt auf, die in den Monaten Juli und August von allen Einwohnern, die es sich leisten können, nahezu fluchtartig verlassen wird: Paris.

 

Für die annähernd 10 000 Obdachlosen der Stadt bedeutet dies, dass auch öffentliche Duschräume, WCs und die Speisungen vieler Tafeln fast vollständig geschlossen werden. In einer Stadt, durch die alljährlich Millionen von Touristen pilgern, sind die Mieten wie Immobilienpreise in derartig astronomische Höhen geklettert, dass Obdachlosigkeit kein Phänomen von sozial Schwachen und Geringverdienern mehr ist. Im Schatten der Glitzerstadt mit weltberühmten Kulturdenkmälern leben immer mehr "Normalbürger" auf der Straße und unterhalb der Armutsgrenze bei einem gleichzeitigen Leerstand von etwa 130 000 Wohnungen.

Vanessa Jack // Unfallaufnahme, 2007; Reroofing, 2006, Backyard Bard, 2007 // Fotocollagen // zwischen 44,8 x 68,8 cm bis zu 64,8 x 84,8 cm

Vanessa Jack, Gewinnerin des Jahrgangs 2006/2007, verfolgt in ihren drei Ausstellungsbeiträgen den bereits mit ihrer Diplomarbeit "Projektion" eingeschlagenen Weg, bei dem sie die mittels variierender Montage- und Collagetechniken Fragmentarisierungen und Einschnitte in die homogene Bildfläche vornimmt.. In ihren handgearbeiteten Werken verortet sie multidimensionale Ansichten im zweidimensionalen Bildraum der Fotografie. Vanessa Jacks Architektur- und Strassenansichten geraten so zu einem verwirrenden Vexierspiel gleichzeitig in Erscheinung tretender Bild- und Handlungsebenen, in denen der Betrachter schwerlich einen Standort bestimmen kann. Aus dem Nebeneinander verschiedener Perspektiven entstehen gleichzeitig nicht nur divergierende Bild- sondern auch unterschiedliche Zeitachsen. Damit zerlegt sie die Fähigkeit unseres Sinnesapparates, aus zweidimensionaler Wahrnehmung und der in Bruchteilen von Sekunden stattfindenden Messung der Entfernung zwischen Auge und Gegenstand ein dreidimensionales Bild zu generieren, buchstäblich in Einzelteile.

 

Delia Keller // Wie es ist, wenn es aufhört, 2007/2008 // 8 Lambda-Prints auf Alu-Dibond, hinter Glas gerahmt // je 50 x 75 cm
Bei Delia Keller, Gewinnerin des Jahrgangs 2005/2006, erobert sich ein leuchtendes Rot ohne Umschweife die Aufmerksamkeit des Betrachters: Eine rote Bluse, ein roter Vorhang, eine rot angestrichene Wand. Dazwischen viel graue und braune Töne, zaghaftes Gelb, etwas Blau, etwas Weiss. Ohne Zweifel dominiert jedoch das Rot.

 

Es fällt aus der präzise komponierten Linienführung der Serie "Wie es ist, wenn es aufhört" (2007/2008) förmlich heraus. Figur und Raum bleiben auf diese Weise seltsam getrennt voneinander. Diese Räume bieten nichts Umhüllendes, nichts Wärmendes, zeugen jedoch von Bleibendem. Sie sind eine aus der Zeit heraus gefallene bühnenhafte Staffage für Vergangenes wie Zukünftiges: Gedachtes, Erlebtes, Erhofftes, Empfundenes, Imaginiertes, niemals Stattgefundenes. Für Bewegung wie Stillstand gleichermaßen. Architekturen wie Innenräume gestatten Ein- wie Ausblicke, jedoch nur zögerlich. Der freie Blick ist verstellt, verhängt oder, wie im Kinosaal nur mithilfe einer Projektion möglich. Auf diese Weise verwickelt uns die Fotografin in ein alternierendes Spiel von Innen- und Außensichten, pendelt selbst und wir mit ihr zwischen Isolation und Kontaktaufnahme, zwischen abgewandtem Blick und Perspektive, zwischen Schauen und Betrachten.

 

Tamara Lorenz // Axiome, 2009 // 10 Ultrachrom-Prints auf Hahnemühle,  hinter Glas gerahmt // je 40 x 26,5 cm /// Vom Einfluss des Operateurs, 2010 // DVD // 14:20 Minuten (in Loop)

Tamara Lorenz, Gewinnerin des Jahrgangs 2004/2005, zu ihren Arbeiten: Fotografie und Video markieren das Spektrum meiner künstlerischen Praxis, das ich seit den letzten zwei Jahren zunehmend mit installativen Aspekten verschränke. Augenscheinlich lassen meine Arbeiten an die Formensprachen des Konstruktivismus denken. Geometrische Figuren, Linien, reduzierte, monochrome Farben verbinden sich zu mehrdimensionalen Gefügen, die zwischen Objekt und Protagonist pendeln und der Zur-Schau-Stellung weiterer Medien (Fotografie, Video) und Dinge (ready-mades) dienen können. Diese Installationen sind Provisorien meiner eigenen Realitäts-Vorstellung und zugleich Versuchsanordnungen, die zur individuellen Befragung subjektiver Wirklichkeit einladen. Stellvertretern gleich sollen meine Arbeiten die Entstehung und Wirkmechanismen von Wirklichkeit als persönliches Erlebnis bereit halten und locken dabei mit einer Art paranormalem Zustand, der sich der Vermengung von Vertrautem und Fremden, von Wiedererkennen und Neuentdecken verdankt.

 

Und zu ihren "Axiomen": Vor weißem Hintergrundkarton sind lackierte Holzlatten und Pappen, gewöhnliche Dinge aus Baumarkt/Haushalt sowie ausgedruckte Wörter und Zeitungsbilder konstruktivistisch anmutender Kompositionen für die Kamera mit zwei bzw. drei Lichtquellen arrangiert (Aufbau ca. 200 x 200 x 200 cm). Die so entstandene Fotografie wird nicht nachträglich am Computer verändert. Der weiße Hintergrund erinnert an ein leeres Blatt Papier, wobei die gestreuten Schattenwürfe jegliche Perspektiv-Orientierung verweigern. In der Fotografie werden die Schatten selbst zum Material und wirken etwa in ihrer Plastizität den Latten verwand. In den Axiomen geht es um die Aufhebung der ‚realistischen‘ Ordnung des Raums, der dreidimensionalen Vorstellung von Realität, bzw. einer Realität als Instanz von Objektivität.

 

Mona Mönnig // man-made wonders, 2009 // 8 Inkjet-Prints in Giessharzrahmen // unterschiedliche Formate // verschiedene Objekte und Displays

Mona Mönnig, Gewinnerin des Jahrgangs 2009/2010, zeigt in ihrer Arbeit "man-made wonders" acht Rassetiere in einem Ausstellungskonstrukt ähnlich dem eines Kuriositätenkabinetts. Es ist das Charakteristikum eines jeden Sammlungsgefüges Strategien des Sammlers und dessen Intention zu reflektieren. Der Wunsch nach eigener Schöpfung ist stets mit dem Wunsch des Sammelns verwoben, bildet man als Sammler doch ein Universum en miniature. Der Schöpfungsdrang ist ebenfalls in der gegenwärtigen Tierzucht erkennbar, in der sich heute das Zuchtziel hauptsächlich auf Äußerlichkeiten der Individuen richtet. Das Prinzip des Sammelns wird so im doppelten Sinne kommuniziert. Das Interesse gilt nicht länger dem konkreten Tier, sondern dessen Abbild. Die Portraits verkörpern die Abwesenheit des Individuums und zeigen die unausweichliche Präsenz des Betrachters, also die des Menschen. Blicke werden nicht erwidert, der Betrachter begegnet dem Tier in einer fast panoptischen Situation. Die verschiedenen Exponate werden zu einem reliquienhaften Objekt überhöht und stehen für die menschliche Vanitas und in Folge dessen für die Warnung vor seiner Eitelkeit.

Kathi Schröder // Orte II , 2011 // 4 x Papier und Folie, teilweise gerahmt // zwischen 13 x 18 cm bis zu 70 x 90 cm

Kathi Schröder, Gewinnerin des Jahrgangs 2005/2006, beschäftigt sich in ihren Bildern mit dem Thema der Auflösung und Dekonstruktion. Ihre Arbeit gerät damit zu einer Projektionsfläche tief liegender Seelen- und Gemütszustände. Da es weder die eine Wahrheit noch die eine Wirklichkeit gibt, sondern vielmehr zahllose Verschränkungen subjektiver wie objektiver Gegebenheiten und entsprechend sich dehnende Wahrnehmungsräume, dienen Zerstörung und Fragmentarisierung als deren Ausdruck. Gleichzeitig bieten sie jedoch auch ein Instrument der tastenden Suche und Befragung, der Zerstörung zwecks eines neuen Beginns. Kathi Schröder zerschneidet ihr Bildmaterial und setzt dieses collagierend wieder neu zusammen. So vollzieht sie materialhaft den Übergang von einer homogenen Form in eine heterogene Fläche, womit sie durch Überlagerungen und Verschiebungen ein tastendes Suchen und Befragen bildhaft werden lässt.

 

gute aussichten_damenwahl!

BURGHAUSEN // Haus der Fotografie / Dr. Robert Gerlich-Museum

Sonntag 20. März 2011 bis Sonntag 29. Mai 2011

Adresse: Burg 1, D-84489 Burghausen, Telefon +49 (0)8677-47 34, www.burghausen.de/fotografie. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag 10-18 Uhr. Burghausen liegt im Bäderdreieck Bayerns, neben Altötting, 110 Km östlich von München und 50 Km nördlich von Salzburg. Eröffnung am Sonntag, 20. März 2011 um 17 Uhr.

 

Weitere Ausstellungsorte und Aktionen sind in Planung, über Anfragen freuen wir uns, einfach E-mail an: info@guteaussichten.org senden.

 

Terminänderungen und aktuelle up-dates finden Sie auf unserer Website unter AUSSTELLUNGEN und NOTIZEN.