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Was und wie nur ins Bild gebracht? "in situ" von Georg Brückmann
Aus dem Bild gerutscht: "... nach Mass, Zahl und Gewicht" von Philipp Dorl
Gebaut und ins Bild gesetzt: "bel composto" von Sonja Kälberer
Menschliche "Resonanzgeflechte" von Ute Klein ins Bild modelliert
Die strenge Inszenierung des Bilds ins Bild: "Capsules" von Ingo Mittelstaedt
Mona Mönnig bildet trügerische "Man-made Wonders" ab
Bild für Bild zum Bild: Shigeru Takatos Panoramen "Our elusive cosmos"
Abbild und Inszenierung zugleich: Anna Simone Wallingers "Container"
Einladungskarte zur Auftakt-Ausstellung am 6.11.2009 im Museum Marta, Herford

Frankfurt/Main, Freitag, 9. Oktober 2009

Im sechsten Jahr sieben Köpfe und acht Gewinner: Die Preisträger/innen von "gute aussichten - junge deutsche fotografie 2009/2010" sind ausgewählt // Auftakt-Ausstellung am 6. November 2009 im Museum Marta, Herford

 

Und in puncto Einladung zur Auftakt-Ausstellung waren alle Beteiligten diese Jahr ganz fix: Noch bevor Sie die Namen der Gewinner/innen überhaupt irgendwo gelesen hatten, hielten einige von Ihnen bereits die Einladung zur Vernissage im Museum Marta in Herford am 6. November 2009 in Händen.

Wir gratulieren den acht Gewinner/inne/n: Georg Brückmann, HGB Leipzig; Philipp Dorl, FH Bielefeld; Sonja Kälberer, HGB Leipzig; Ute Klein, Folkwang Hochschule Essen; Ingo Mittelstaedt, HBK Braunschweig; Mona Mönnig, Folkwang Hochschule Essen; Shigeru Takato, KHM Köln und Anna Simone Wallinger, Lette-Verein Berlin.

Sieben Köpfe: In der diesjährigen Jury sassen die Initiatorin von "gute aussichten" Josefine Raab (Wiesbaden), die Kunsthistorikerin und Fernsehjournalistin Wibke von Bonin (Köln), die Leiterin der Kunstsammlung der DZ Bank Luminita Sabau (Frankfurt/Main), die renommierte Foto- und Videokünstlerin Annelies Strba (Zürich), Mario Lombardo, Art Director und Visual Leader vom Bureau Lombardo (Berlin), der Fotochef der Zeitschrift "brand eins" Stefan Ostermeier (Hamburg) und Ingo Taubhorn, Kurator des Hauses der Photographie, Deichtorhallen, Hamburg.

91 Einreichungen hatten uns die Professor/inn/en aus 33 deutschen Hochschulen mit einem Studiengang Fotografie geschickt. An dieser Stelle an alle Lehrende wie Studierende ein sehr herzliches Danke Schön! für ihre konstante Teilnahme.

Die Initiatorin Josefine Raab zu der diesjährigen Auswahl: "Die Abwendung von medienimmanenten Möglichkeiten der Fotografie wie Spontaneität, Schnelligkeit und subjektive Kamera hin zum sorgfältigen Arrangement und der Schaffung eigenständiger Bildwelten, die Erforschung und Erweiterung der darstellenden Möglichkeiten der Fotografie und die Erprobung genreübergreifender Techniken sind im wesentlichen die Bild konstituierenden Phänomene, die bei den ausgewählten Arbeiten der neuen Preisträger eine Rolle spielen."
Anders gesagt: Die Fotografie als reine Abbildung der Realität verliert, in Zeiten von Flickr & Co, weiter an Bedeutung. Der Wunsch der jungen Talente, das Medium Fotografie durch Gebautes, Konstruiertes, durch Inszenierungen, Arrangements und Modellierungen noch tiefer auszuloten und auszuschöpfen, charakterisiert ihre Arbeiten. Die "bildhafte Illusion" steht ganz im Vordergrund.

So bedient sich Georg Brückmann in seiner Serie in situ gleich mehrfach malerischer Praktiken der illusionistischen Täuschung und umkreist in seinen Studienblättern und selbstgebauten Objekten "die imaginierte Ergänzung" des Sichtbaren. Dabei werden Perspektive und Kontext als konstituierende Elemente menschlicher Wahrnehmung an bekannten Ikonen des Designs und der Malerei durchdekliniert.

Philipp Dorl ist der zweite "Hinters-Licht-Führer" dieser Runde: Seine aus Fotografie und bewegtem Bild bestehende Installation ...nach Maß, Zahl und Gewicht schwingt zwischen Malerei und Fotografie, zwischen sicherer Wahrnehmung und optischer Täuschung, zwischen der "radikalen Neukonstruktion des Bildraumes" und der Übertragung kompositorischer Prinzipien der Malerei in die Fotografie. "Der Raum entsteht" nach den Worten von Philipp Dorl, "durch ein kalkuliertes Zusammenfügen von Spiegelbild, schräger Aufsicht, nivellierten Fluchten und Verkehrung des Betrachterstandpunktes lediglich – aber zwingend – im Bewusstsein des zentralperspektivisch konditionierten Betrachters".

Modelle zu bauen, diese zu fotografieren und anschließend zu zerstören ist eine von einer ganzen Reihe von Künstlern eingesetzte Praktik. Allerdings orientieren sich diese Modelle größtenteils an bereits vorhandenen Bildern oder Objekten. Sonja Kälberer greift in ihrer Arbeit bel composto diese Methode auf eine sehr eigene Art und Weise auf und arrangiert komplette Interieurs, die einer Reise ins Unbewusste entsprungen scheinen. Ein sonst bewohntes Zimmer wandelt sich unter ihren Händen zu einer magisch-dunklen Kammer, zu einem konstruierten Gegenbild des täglich darin stattfindenden Lebens und führt den Betrachter in verborgene Seelenlandschaften und Abgründigkeiten seiner Existenz.

In Resonanzgeflechte – Leibhafter Raum erkundet Ute Klein die skulpturale wie gestische Ausdruckskraft von Körpern im Zusammenspiel mit dem sie umgebenden Bildraum. Kleidung und Ausstattung des Sets sind zuvor von der Fotografin ausgewählt und arrangiert. Solchermaßen agieren ihre Protagonisten auf einer eigens geschaffenen Bühne nach einer vorgegebenen Handlungsanweisung, deren Umsetzung dem jeweiligen Paar überlassen bleibt. Die Verschlingungen der Körper – sowohl ineinander als auch verschränkt mit dem Raum – gewähren Einblicke in tief liegende Beziehungsgeflechte und subjektive Wesenszüge der darstellenden Paare.

Capsules von Ingo Mittelstaedt behandelt im weitesten Sinne das Genre des Stilllebens. Seine lose Aneinanderreihung teils arrangierter, teils vorgefundener Bilder erhebt nicht den Anspruch einer verborgenen Botschaft, sondern ist vorrangig Zeichen einer individuellen Aneignung des Fotografen. Ein visuelles Skizzenbuch, das Eindrücke einer Reise ebenso enthält und verarbeitet, wie im Atelier entstandene Objekte.

Mona Mönnig versammelt in Man-made Wonders ein Naturalienkabinett der besonderen Art: Fotografien von Rassetieren – Minipferden oder nackten Katzen - kombiniert sie mit sorgfältig arrangierten Tierteilen unterschiedlicher Provenienz. Diese Tiere, die im klassischen Sinne keine mehr sind, werden in speziellen Foren und Veranstaltungen in einer genau festgelegten Art und Weise zur Schau gestellt, welche die Fotografin mit ihrer Darstellung subtil unterläuft.

Shigeru Takato untersucht in seinen schweigenden Landschaftsbildern aus der Serie Our elusive cosmos eine andere Berührung mit der Schöpfung: Er hat Orte aufgesucht, die entweder aus wissenschaftlichen Erprobungszwecken, aus der Legendenbildung oder durch die Einwirkung von Meteoriten vor Millionen vor Jahren eine dem Unwissenden verborgene Verbindung zum Weltraum aufweisen.

Anna Simone Wallinger begibt sich indessen mit ihrer Arbeit Container auf den harten Boden der Tatsachen: Sie fotografierte in einer Containerunterkunft für Asylsuchende in Berlin. Die abgebildeten Menschen erlaubten ihr den Zutritt zu ihrem Wohnraum und zu ihrer Geschichte. Die Fotos entstanden jeweils über einen ganzen Tag hinweg und immer in Absprache mit den jeweiligen Bewohnern, die sich dafür selbst in Szene setzten.

Summa summarum: "gute aussichten - junge deutsche fotografie 2009/2010" umfasst exakt 159 einzelne Motive, 104 Bilder, zwei Diaprojektionen, zwei DVDs, zwei Bücher, einen Container sowie verschiedene Displays.

Wie immer gibt es bei "gute aussichten" kein Siegertreppchen, kein Preisgeld, keine Rangliste, sondern einfach "nur Gewinner(innen)" (siehe oben). Dafür bietet "gute aussichten 2009/2010" eine einzigartige und stilistisch breit gefächerte Zusammenschau dessen, was in den letzten 12 Monaten an junger Fotografie in Deutschland entstanden ist. Die einzelnen Bildserien zeichnen sich durch sehr unterschiedliche ästhestische, formale und konzeptionelle Ansätze aus und gewähren einen Einblick in jene Themen, mit denen sich junge Künstler heute auseinandersetzen.

Erste Ausstellungen & Aktions-Termine

Die Deutschland-Premiere von "gute aussichten - junge deutsche fotografie 2009/2010" findet am Freitag, den 6. November 2009, im Museum Marta, Herford statt (bis 10.1.2010). Vom 29. April bis zum 30. Mai 2010 ist "gute aussichten 2009/2010" im Haus der Photographie, Deichtorhallen, Hamburg, zu Gast und vom 11. Juni bis 31. Juli 2010 in dem Art Foyer DZ Bank in Frankfurt/Main. International wird "gute aussichten 2009/2010" in Auszügen ab Anfang Juni bis Ende Juli 2010 als offizieller deutscher Beitrag zum internationalen Festival "Photo Espana" in Madrid im Goethe Institut und von Mitte Juni bis Ende August 2010 im Goethe Institut Washington DC zu sehen sein.

Weitere Ausstellungsorte und Aktionen sind bereits in Planung. Terminänderungen und aktuelle Up-Dates finden Sie auf unserer Website unter AUSSTELLUNGEN und NOTIZEN.

Eine Auswahl druckfähiger Fotografien der aktuellen Arbeiten und der diesjährigen Jury-Mitglieder steht Ihnen im PRESSEKIT zur Verfügung.

149 Zeilen mit max. 70 Anschlägen. Frei zum Abdruck, Beleg freut uns immer. Bei Fragen oder Wünschen: Stefan Becht, Telefon 069 - 57 20 55, M. 0172 - 988 64 37, stefan@stefanbecht.de

www.guteaussichten.org