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2005/06 PHILIPP GOLDBACHIconIconIconIconIcon


Japan-Ekphrasen / Schriftbilder

Japan-Ekphrasen - Buch 21 x 11,5 cm, Fadenheftung, gebunden, daraus 48 Injekt-Prints gerahmt, 47 cm x 59 cm
Schriftbilder - 9 Lambda-Prints, gerahmt, 110,5 cm x 88,5 cm

2005, Kunsthochschule für Medien Köln / Professor Jürgen Klauke

 

Die zweiteilige Diplomarbeit versteht sich als Untersuchung zum Verhältnis von Sprache und Bild: „Japan-Ekphrasen“ versammelt Beschreibungen von Wahrnehmungsbildern, die während einer Reise durch Japan entstanden sind und nimmt darin Bezug auf die rhetorische Tradition der Ekphrasis (eine Beschreibung von realen oder fiktiven Kunstwerken, die zum Ziel hat, den beschriebenen Gegenstand visuell zu evozieren).

Das Konzept resultiert aus der Erfahrung, dass bestimmte subjektive Wahrnehmungseindrücke oder Erlebnissituationen unabhängig von den physiologischen Sinnesdaten, auf denen sie beruhen, Bildqualitäten besitzen können, die sie als künstlerische Arbeit qualifizieren. Das Medium Sprache erlaubt nicht nur, dem Betrachter als Leser eine Fülle unterschiedlicher Bild- und Erlebnissituationen mit fotografischer Präzision zu vergegenwärtigen, sie kann zugleich die Art und Weise thematisieren, in der solche Wahrnehmungseindrücke zustande kommen und damit eine Sichtweise, eine Perspektive vorschlagen, aus der heraus sie bildwürdig werden.
Jeder Beschreibung ist neben dem Titel ein Lageplan beigegeben, der den Ort des Gesehenen kennzeichnet und es prinzipiell ermöglicht, meine individuelle Betrachtung dort nachzuvollziehen. Eine Auswahl von Texten ist auch formal als Bild (in Diptychen) präsentiert.

Die fotografische Arbeit „Schiftbilder“ dokumentiert unterschiedliche Formen von Dachantennen auf öffentlichen und privaten Gebäuden Kölns, wie sie seit der Einführung des Fernsehens 1952 in Deutschland verwendet werden. Mit der Umstellung auf Kabel- und Satellitenübertragungstechnik sind diese Antennen zunehmend obsolet geworden und verschwinden aus dem Bild der Städte. Vor diesem Hintergrund steht die Arbeit als Spurensicherung in der Tradition der "Objektiven Fotografie". Die Antennen treten jedoch primär nicht als technische Sende- und Empfangseinrichtungen in Erscheinung, sondern als filigrane Lineaturen, die zwischen Raum und Fläche, zwischen der Dokumentation einer Skulptur und Grafik, zwischen Bild und Schrift changieren. In dieser Ambivalenz erinnern sie an chinesische Schriftzeichen, die als Elemente einer Bilderschrift noch in enger Beziehung zur äußeren Gestalt der Gegenstände stehen, die sie bezeichnen. Umgekehrt führen die „Schriftbilder“ die Dachantennen als Apparaturen zur Signalübertragung anhand ihres äußeres Erscheinungsbildes auf den ihnen immamenten Gehalt von Sprache zurück. Isoliert vor grau bedecktem Himmel stellt die einzelne Antenne nur ein Element in einem Repertoire von Zeichen dar, die in unterschiedlichen Zusammenstellungen, mit Wiederholungen einzelner Zeichen, als „Texte“ kombinierbar sind.

Textarbeit und fotografische Arbeit stehen einander spiegelbildlich gegenüber: Werden in den Texten Bilder durch ihre sprachliche Beschreibung evoziert, so fungieren in der Fotoarbeit Bilder als sprachliche Zeichen.
Beide Arbeiten funktionieren unabhängig voneinander, sie können sowohl einzeln, wie (mit erkennbarem Abstand) gemeinsam präsentiert werden. Es darf jedoch nicht durch Mischung beider Arbeiten eine Einheit suggeriert werden.